Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft plant neben Sanierungen auch weitere Neubauten: Wohnungsbau hat weiterhin Priorität

Mehr als die Hälfte der Wohnungen des Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft Biberach sind älter als 50 Jahre. Dementsprechend wird dieser Bestand laufend saniert. Allein in diesem Jahr ist für Instandhaltung eine knappe Million Euro vorgesehen. Bei der Vorberatung des Wirtschaftsplans 2025 im Hauptausschuss ging es aber auch um Neubauprojekte, die in den kommenden Jahren eine ebenso bedeutende Rolle einnehmen. Noch in diesem Jahr werden 18 Wohnungen im Altmannweg fertig.
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18 Wohnungen baut der Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft im Altmannweg. Noch in diesem Jahr sollen diese bezugsfertig sein.

Rund 407 Wohneinheiten plant der Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft bis Ende 2028 in seinem Bestand zu haben. 234 davon sind Baujahr 1980 oder älter. Trotz dieses relativ alten Bestands seien die Betriebskosten überraschend gering, erklärte der Erste Bürgermeister Ralf Miller, zugleich Leiter des Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft, im Hauptausschuss. Im vergangenen Jahr lagen diese bei 2,22 Euro pro Quadratmeter. Miller berichtete von den laufenden Sanierungen und nannte exemplarisch die Erneuerung von 18 Bädern in der Hermann-Volz-Straße 33 bis 37, in die der Eigenbetrieb 1,1 Millionen Euro investiert. Der erste Bauabschnitt erfolgte im vergangenen Jahr (Haus 37), der zweite und dritte sind für dieses Jahr geplant. Ein Projekt, das ebenfalls noch in diesem Jahr abgeschlossen wird, ist der Neubau im Altmannweg 28 und 30. Im Spätherbst ist die Fertigstellung der 18 öffentlich geförderten Wohnungen vorgesehen.

Ein Schwerpunkt bildet in den nächsten Jahren die Innenverdichtung. In der Straße „Am Blosenberg“ entsteht für 2,5 Millionen Euro ein Neubau mit acht Wohnungen, Baubeginn ist Mitte dieses Jahres. Das Gebäude Rosenstraße 1 in Rißegg, seit 2020 in Besitz des Eigenbetriebs, wird ab Herbst umgebaut. Aus dem Wohngebäude mit aktuell zwei Wohnungen soll ein Mehrfamilienhaus mit fünf bis sechs Wohnungen werden. Veranschlagte Baukosten: 1,7 Millionen Euro. Als weitere geplante Neubaumaßnahmen ab 2026/2027 nannte Ralf Miller die Theaterstraße 14 und 16, die Rißegger Straße 116 in Rißegg (Kleine Schule), die Riedlinger Straße 6 sowie die Fritz-Lieb-Straße 4 und 4/1. Im laufenden Jahr rechnet der Eigenbetrieb mit einem Verlust in Höhe von 520.000 Euro. Ab 2026 müsse wieder geschaut werden, dass das Ergebnis ausgeglichen sei, betonte Ralf Miller. Dies hänge wiederum auch davon ab, wie viel Geld in Instandhaltungen fließe. Im Moment sind hierfür 2026 und 2027 447.000 beziehungsweise 473.000 Euro vorgesehen. Dies entspricht in etwa 20 Euro pro Quadratmeter. „Das ist eher am unteren Ende dessen, was man tun sollte“, sagte Miller. Ein guter Durchschnittswert läge bei mindestens 30 Euro pro Quadratmeter.

„Müssen weiter investieren“

Mit Blick auf Neubauprojekte merkte er an, dass der Eigenbetrieb eigentlich spätestens 2028 einen Konsolidierungspfad einschlagen sollte. „Dafür ist der Druck auf den Wohnungsmarkt in Biberach aber zu groß, auch der Eigenbetrieb muss weiter investieren.“ Die Maxime laute deshalb zwangsläufig, weiter Wohnungen zu bauen. Mit dem Wirtschaftsplan 2025 sei er rundum zufrieden. Bei den Wirtschaftsplänen ab 2026 müsse dann über Kredite zur Finanzierung der Investitionen diskutiert werden.

Die Fraktionsvertreter befürworteten sowohl die im Wirtschaftsplan berücksichtigten Instandhaltungen als auch die Um- und Neubauten. Mehrfach erkundigten sie sich zudem nach den Gebäuden Zwingergasse 10 und 12 sowie Schulstraße 26. So wollte Manfred Wilhelm (Grüne) wissen, weshalb für die Zwingergasse im Wirtschaftsplan 500.000 Euro eingestellt sind, obwohl sich die Maßnahme aus Sicht der Verwaltung nicht wirtschaftlich darstellen lässt. Außerdem hakte er nach, wie es mit dem ehemaligen evangelischen Kindergarten in der Talfeldstraße weitergehe und warum in der langfristigen Planung das Wohngebiet Hirschberg nicht auftauche. Stefanie Etzinger (FW) lobte die „enorme Leistung“ des Eigenbetriebs in den vergangenen Jahren trotz Personalmangels – zwischenzeitlich sind alle Stellen wieder besetzt. Bei der Zwingergasse hoffe sie auf eine schnelle Entscheidung der Denkmalbehörde. „Die Kosten stehen in keinem Verhältnis.“ Ulrike Wachter signalisierte die Zustimmung der SPD-Fraktion für den Wirtschaftsplan 2025 und hob die vorgesehenen Neubauten hervor. Hildegard Ostermeyer (FDP) betonte, dass durch das Engagement des Eigenbetriebs der soziale Wohnungsbau in Biberach langfristig gesichert sei. „Der Eigenbetrieb ist ein großer Gewinn für die Stadt.“ Bei der von der Verwaltung für die Schulstraße 26 bevorzugten Investorenlösung meldete sie Bedenken für den Fall an, dass es keine Fördermittel gibt. Sie erkundigte sich außerdem nach der Warteliste für Wohnungen. Peter Schmogro (CDU) gab zu bedenken, dass die Frage der Eigenkapitalaufstockung mittelfristig nicht vom Tisch sei. Auch er meldete bei den Gebäuden in der Zwingergasse und in der Schulstraße Bedenken an. Beides sei kein vorrangiges Thema des Eigenbetriebs. Schmogro bat darum, sich nicht zu sehr mit Einzelprojekten zu verzetteln.

Warten auf Denkmalbehörde

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Warten auf die Denkmalbehörde. Wie geht es mit den Gebäuden Zwingergasse 10 und 12 weiter?

Zur Schulstraße 26 erklärte Ralf Miller, dass der Eigenbetrieb dieses Projekt zwar begleite, irgendwann aber in andere Hände geben werde. In der Zwingergasse sei bei diversen Untersuchungen schon viel Geld investiert worden. Aufgrund der schlechten Bausubstanz und des schlechten Baugrunds sei eine Sanierung aus Sicht der Verwaltung aber nicht sinnvoll. Eine abschließende Entscheidung der Oberen Denkmalbehörde stehe gleichwohl noch aus. „Es traut sich noch niemand zu sagen, dass es unwirtschaftlich ist.“ Die im Wirtschaftsplan berücksichtigten Mittel seien vorsorglich eingestellt, um handlungsfähig zu bleiben. Sobald es eine Entscheidung der Denkmalbehörde gebe, berate der Gemeinderat über das weitere Vorgehen. In der Prioritätenliste nach hinten gerutscht sei das Gebäude des ehemaligen evangelischen Kindergartens. Erste Planungen für eine künftige Nutzungen gebe es aber. Die Frage nach dem neuen Baugebiet Hirschberg beantwortete Miller dahingehend, dass der Eigenbetrieb dort natürlich auch Wohnungen bauen wolle. Im Wirtschaftsplan 2026 finde dies dann Berücksichtigung. Thomas Jäger vom Eigenbetrieb ergänzte, dass im Moment circa 300 Personen auf der Warteliste für Wohnungen stünden. Eine Zahl, die aufgrund geringer Fluktuation relativ konstant sei.

Der Hauptausschuss sprach sich einstimmig für den Wirtschaftsplan 2025 aus. Final behandelt wird er in der Gemeinderatssitzung am 27. Februar.