Polizei stellt Kriminal- und Verkehrsstatistik 2024 für die Stadt Biberach vor: Weniger Straftaten, mehr junge Tatverdächtige

1.877 Straftaten sind in der polizeilichen Kriminal- und Verkehrsstatistik 2024 für die Stadt Biberach erfasst – fünf Prozent weniger als im Jahr zuvor. Demgegenüber stehen 922 Tatverdächtige, unter denen auffällig viele Kinder sind. Diese und weitere Fakten präsentierte Stefan Prießner, Leiter des Biberacher Polizeireviers, im Hauptausschuss. Der Polizeioberrat erklärte zudem, den Bahnhofsbereich analog zu 2023 wieder für einen bestimmten Zeitraum als „sicherheitsrelevanten Ort“ einstufen lassen zu wollen.
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Rathaus Biberach

Die Anzahl der Straftaten ist in Biberach vergangenes Jahr abermals zurückgegangen. Von 1.974 (2023) auf 1.877 (2024). Landkreisweit geht die Entwicklung in eine andere Richtung: Für 2024 ist eine Steigerung von zwölf Prozent dokumentiert. Hochgerechnet auf 100.000 Einwohner ergeben sich für die Stadt Biberach 5.467 Straftaten, für den Landkreis 3.284. In Biberach wurden 67 Prozent der Straftaten aufgeklärt, was dem Niveau von 2023 entspricht. Landkreisweit liegt die Quote bei 63 Prozent. Die Statistik führt für das Jahr 2024 922 Tatverdächtige in Biberach – mit einer steigenden Anzahl tatverdächtiger Kinder. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen hat sich um neun Prozent reduziert, sie machen aber nach wie vor 45 Prozent aller Tatverdächtigen aus.

Weiterhin im einstelligen Bereich ist die Anzahl an Wohnungseinbrüchen in Biberach. Waren 2023 deren sechs notiert, sind es für 2024 acht. Die Fälle von einfachem und schwerem Diebstahl gingen deutlich zurück. Als „besonders erfreulich“ bezeichnete Stefan Prießner den abermaligen Rückgang im Bereich der Straßenkriminalität. 262 Fälle tauchen in der Statistik auf, im Vorjahr waren es noch 291. „Das ist auch ein Zeichen, dass man sich im öffentlichen Raum nicht unsicher fühlen muss“, so der Leiter des Polizeireviers. „Auch wenn das subjektive Gefühl manchmal vielleicht ein anderes ist.“ Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung musste 2024 hingegen eine Zunahme von 44 auf 62 Fälle verbucht werden. Hauptsächlich ging es dabei um die Verbreitung pornografischer Schriften. „Fast alle Fälle haben sich im nichtöffentlichen Raum abgespielt“, erklärte Prießner. Die Internetdienste WhatsApp und TikTok seien das Tatmittel Nummer eins. Zugenommen habe in diesem Deliktsbereich die Anzahl tatverdächtiger Kinder.

Rückläufig war die Entwicklung bei den Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum, 115 Fälle bedeuten 20 weniger als im Jahr 2023. Anders bei den Rohheitsdelikten, die auf 329 Fälle (2023: 270) – insbesondere einfache Körperverletzung – anstiegen. Wie Stefan Prießner erklärte, gehe es dabei oft um „Gewalt im sozialen Nahraum, die man in der Öffentlichkeit nicht wahrnimmt“. Er berichtete zudem von 14 Messerangriffen im vergangenen Jahr, vier davon im öffentlichen Raum. Dies entspreche den Fallzahlen der Vorjahre. „Wir stellen hier keine besorgniserregende Entwicklung fest.“

Gewalt gegen Polizeibeamte

Zahlenmäßig deutlich entspannt hat sich aufgrund der Gesetzesänderung die Lage bei der Rauschgiftkriminalität. Der Leiter des Biberacher Polizeireviers machte aber deutlich, dass dieser Bereich weiter entschieden bekämpft werde. Scharf kritisierte wurde von Prießner die zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte und Rettungskräfte. 25 Fälle von Widerstand oder tätlichem Angriff gab es 2024, dazu kommen noch 27 Beleidigungen. Zum Glück hab es keine „krassen Fälle“ gegeben, wohl aber immer wieder unangenehme Situationen. „Diese Entwicklung ist besorgniserregend, jeder Angriff ist ein Angriff auf den Rechtsstaat.“ Weitere etwa 30 diesbezügliche Vorkommnisse hab es bei den Bauernprotesten am Politischen Aschermittwoch 2024 gegeben. In diesem Jahr sei es rund um die Veranstaltung der Grünen in der Stadthalle ruhig geblieben. Für 2026 kündigte Prießner an, die Zahl der Einsatzkräfte an diesem Tag wieder deutlich zu reduzieren. „Wir fahren wieder auf Biberacher Normalmaß zurück. Das hat Biberach auch verdient, es ist keine Proteststadt.“

Mit Blick auf die Verkehrsstatistik führte Prießner aus, dass die Anzahl der Unfälle von 418 auf 410 leicht zurückgegangen ist. Ursächlich waren überwiegend das Missachten der Vorfahrtsregelung, falsches Abbiegen, überhöhte Geschwindigkeit oder Fahren unter Alkoholeinfluss. Drei Unfälle im Stadtgebiet endeten 2024 tödlich. „Wir wollen verhindern, dass Menschen im Straßenverkehr verletzt werden oder sterben“, berichtete Prießner. „Deshalb überwachen wir Geschwindigkeiten und machen Alkoholkontrollen.“

Für den Bereich rund um den Biberacher Bahnhof und den ZOB kündigte er an, diesen in Absprache mit dem Ordnungsamt wieder als sicherheitsrelevanten Ort einstufen zu wollen. Dadurch könne die Polizei besser und niedrigschwelliger Maßnahmen ergreifen und Personen kontrollieren. Ziel sei es, die „Trinkerszene“ an einen Ort zu verdrängen, wo nicht Hunderte Kinder und Jugendliche tagtäglich vorbeiliefen. Abschließend ging der Polizeioberrat auf die Szene der Autoposer ein. Diese werde zielgerichtet kontrolliert: „Man kennt sich.“ In aller Regel würden aber nur Ordnungswidrigkeiten begangen, um Führerscheine oder Fahrzeuge zu beschlagnahmen seien die rechtlichen Hürden sehr hoch.

Mehrere Fraktionsvertreter bekräftigten im Anschluss, sich in Biberach sicher zu fühlen. Fragen wurden unter anderem zum Bahnhofsbereich gestellt – beispielsweise ob auch ein erneutes Alkoholkonsumverbot geplant ist. Stefan Prießner erklärte, dass ein solches Verbot gesetzlich mit hohen Anforderungen verbunden sei, alkoholbedingte Straftaten müssten nachgewiesen werden. Diese habe es hier in den vergangenen Monaten aber nicht gegeben.