26,2 Hektar große PV-Freiflächenanlage bei Ringschnait geplant: Strom für 6.900 Vier-Personen-Haushalte
Die Stadt Biberach hat im Flächennutzungsplan 2035 (FNP) auf Grundlage einer umfassenden Standort-Analyse festgehalten, welche Freiflächen für Photovoltaikanlagen geeignet sind. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich Ringschnait, der Standort „Heiligenmahd“ an der östlichen Gemeindegrenze zu Ochsenhausen ist als „sehr gut geeignet“ eingestuft. Im FNP 2035 ist die ausgewiesene Sonderbaufläche mit 16,5 Hektar berücksichtigt. Die Pläne, die ein Investor nun zusammen mit den Eigentümern mehrerer Flächen in diesem Bereich verfolgt, sind aber deutlich größer. Auf insgesamt 29,1 Hektar soll eine 26,2 Hektar große PV-Freiflächenanlage entstehen.
Nur bei ausreichender Größe wirtschaftlich
Begründet wird dies mit der Wirtschaftlichkeit des Projekts. Nach Angaben des Investors muss die Anlage eine gewisse Größe haben und außerdem nach Rücksprache mit dem Netzbetreiber ein Umspannwerk gebaut werden. In einem Schreiben an die Verwaltung heißt es: „Um die Kosten eines Umspannwerks, welche sich auf circa vier Millionen Euro belaufen, wirtschaftlich noch darstellen zu können, muss die geplante PV-Anlage eine gewisse Flächen- beziehungsweise Leistungsgröße erhalten.“
Auch wird erklärt, weshalb keine Agri-PV-Anlage in Betracht kommt. Neben höheren Investitionskosten wird dies mit geringen Erfahrungswerten bei dieser Form der Bewirtschaftung begründet. Ein weiterer Grund seien die Drainagen, mit denen das Gebiet durchzogen sei. Beim Bau der PV-Anlage würden diese durch die bis zu ein Meter tiefen Pfähle teilweise zerstört. Eine ackerbauliche Nutzung sei auf den staunassen Lehmböden dann nur noch unter hohem Ausfallrisiko möglich. Bei der Vorberatung im Bauausschuss bemängelten die Fraktionsvertreter zwar mehrfach, dass landwirtschaftlich nutzbare Fläche wegfällt, signalisierten ansonsten aber weitestgehend Zustimmung für die Einleitung des notwendigen Verfahrens für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Petra Romer-Aschenbrenner (CDU) erklärte, dass es für sie nach wie vor offene Fragen gebe, ihre Fraktion aber trotzdem zustimmen werde – auch weil dies der Ortschaftsrat Ringschnait bereits getan habe. Josef Weber (Grüne) sagte, es gehe immer nur ums Geld. „Dadurch kommt diese Größe zustande.“ Er forderte, dass die Fläche unter der PV-Anlage gemäht und das Gras abtransportiert werden soll. „So entsteht zumindest eine ökologisch wertvolle Magerwiese.“
Claudia Reisch erklärte, die Freien Wähler stimmten dem Vorhaben grundsätzlich zu. Sie verwies darauf, dass alle grüne Energie wollten. „Dann kann man nicht immer rumnörgeln.“ Auch Constantin Ruppel (SPD) konstatierte: „Irgendwo muss der Strom herkommen.“ Die Ausführungen des Vorhabenträgers, weshalb keine Agri-PV-Anlage in Betracht kommt, seien nachvollziehbar. Vonseiten der FDP Fraktion kam ebenfalls Zustimmung. Man folge gerne dem positiven Votum des Ortschaftsrats, sagte Günter Warth. Er bescheinigte dem Landkreis Biberach insgesamt einen „äußerst verantwortungsvollen Umgang“ mit derartigen PV-Anlagen.
Standort andernorts kompensieren
Stadtplanungsamtsleiter Roman Adler ordnete aus Sicht der Verwaltung ein, dass derartige Projekte an ausgewählten Standorten im Außenbereich durchaus mit Bedacht ausgewiesen würden. Die Flächennutzung am Standort „Heiligenmahd“ solle andernorts kompensiert werden. „Wenn wir im Flächennutzungsplans einen Standort guten Gewissens streichen können, teilen wir Ihnen dies mit“, so Adler. Ringschnaits Ortsvorsteher Walter Boscher gab abschließend eine Meinung aus dem Ortschaftsrat wieder: Wenn man die Energiewende wolle, müsse man dem Projekt zustimmen – auch wenn es doch sehr groß erscheine. Dies sahen auch die Mitglieder des Bauausschusses so, die sich bei einer Gegenstimme von Josef Weber für den Beschlussantrag aussprachen. Diesem Votum folgte der Gemeinderat mit einer Enthaltung und einer Gegenstimme aus den Reihen der Grünen-Fraktion.