Energiebericht für 2020 bis 2023 liegt vor – Räte fordern mehr PV-Anlagen: Stadt kann ihre CO2-Emissionen senken

Wie entwickeln sich die Energieverbräuche der städtischen Gebäude und in der Folge die Kosten und Emissionen? Antworten darauf liefert regelmäßig der Energiebericht des Gebäudemanagements. Jener für die Jahre 2020 bis 2023 wurde jetzt im Bauausschuss vorgestellt. Eine Zeitspanne, die von der Corona-Pandemie und der Energiekrise geprägt war, was sich unmittelbar auf den Verbrauch und die Kosten niederschlug. 2023 beliefen sich die gesamten Energiekosten auf rund 3,13 Millionen Euro. Ein Rekordwert im Vergleich zu den Vorjahren. Positiv ist die Entwicklung bei den Photovoltaik- Anlagen auf städtischen Dächern.
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Rathaus Biberach

  

Berücksichtigt sind im aktuellen Energiebericht rund 315 Messstellen (Heizung, Strom, Wasser) in 205 Gebäuden und Gebäudeteilen. Die Pandemie und die Energiekrise wirkten sich unmittelbar auf den Inhalt des Energieberichts aus. So berichtete Alexander Steinle, Leiter des städtischen Gebäudemanagements, im Bauausschuss von einem geringeren Wärme-, Strom- und Wasserbedarf im Corona-Jahr 2020. Viele Einrichtungen waren teilweise geschlossen. Deutlich mehr Wärme wurde im Folgejahr verbraucht. Eine Entwicklung, die das städtische Gebäudemanagement auf das ausgeprägte Lüftungsverhalten aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen zurückführt. 2022 wurde geringfügig weniger Wärme benötigt, stattdessen ging der Stromverbrauch deutlich nach oben. Mutmaßlich verursacht durch den verstärkten Einsatz von Lüftungsanlagen und die fortschreitende Digitalisierung an den Schulen. 2023 gingen die Zahlen aufgrund der Einsparungen im Zuge der Energiekrise wieder zurück. Die höchsten CO2-Emissionen verursachte im Jahr 2023 der Energieträger Erdgas (64 Prozent), gefolgt von der Nahwärme (34 Prozent. Die restlichen zwei Prozent verteilen sich auf Heizöl und Holzpellets. Insgesamt konnten die CO2-Emissionen im Berichtszeitraum trotz eines steigenden Bestands an Gebäudeflächen gesenkt werden.

Seit 2015 bezieht die Stadt Biberach 100 Prozent zertifizierten Ökostrom. „Dieser trägt neben den baulichen und strategischen Maßnahmen entscheidend zur Reduzierung der CO2-Menge bei“, sagte Alexander Steinle. Ziel müsse es sein, durch weitere Einsparungen sowie Sanierungen den Stromverbrauch weiter zu reduzieren.

Im Gegenzug soll der Ausbau von PV-Anlagen und der Eigenverbrauch selbst erzeugten Stroms gesteigert werden – Ende 2023 gab es neun städtische Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 700 Kilowatt-Peak. Laut Steinle sind weitere Anlagen in der Zwischenzeit realisiert beziehungsweise in Planung. Auch die Speicherung des selbstproduzierten Stroms müsse in den Fokus rücken.

Energieverbrauch verringern

Der Bericht, so Steinle, sei nur ein Teil eines ganzheitlichen Energiemanagements. Das Primärziel sei die Reduktion des Energieverbrauchs und die damit verbundenen Vermeidung von CO2- Emissionen. Baubürgermeister Simon Menth ergänzte, dass der Energiebericht künftig nicht nur Verbrauchszahlen aus der Vergangenheit aufführe, sondern als nach vorne gerichtetes Steuerungsinstrument genutzt werden solle. Dazu war Ende 2022 eine neue Software eingeführt worden. Diese hilft dabei, eine umfassende und strukturierte Datenlage zu erhalten, die als Grundlage für zielgerichtete Handlungsentscheidungen dienen soll.

Die Fraktionsvertreter meldeten sich mit Anmerkungen und Fragen zu Wort. Silvia Sonntag (Grüne) äußerte den Wunsch, dass das während der Energiekrise gezeigte Sparverhalten länger andauert. Sie hob zudem hervor, dass die Energieeffizienz der städtischen Gebäude bei Neubauten und Sanierungen gesteigert wird. Thomas Kimmich (FW) befand die Einspeisequote ordentlich angesichts der Tatsache, dass keine Energiespeicher vorhanden seien. Dennoch forderte er weitere PV-Anlagen zu installieren. „Es wären sicher noch einige Dächer da, um den Anteil des Eigenverbrauchs zu erhöhen.“ Dieser Haltung schloss sich Walter Scharch (SPD) an. Für die CO2-Bilanz mache es aufgrund des eingekauften Ökostroms zwar keinen Unterschied, ob der Strom aus eigenen PV-Anlagen komme. Aber jede selbst produzierte Kilowattstunde Strom spare Geld. Günter Warth (FDP) wollte wissen, wann das Ergebnis für 2024 vorliegt, um daraus Maßnahmen ableiten zu können. Seine Fraktion wünsche sich stellenweise eine bessere Ausleuchtung der Innenstadt, insbesondere in der dunklen Jahreszeit. Vielleicht, so Warths Gedanke, könne dies durch mehr selbstproduzierten Strom ermöglicht werden, ohne die CO2-Bilanz zu belasten. Petra Romer-Aschenbrenner (CDU) charakterisierte den Bericht als wertvolle Datenbasis für die Zukunft, vermisste im Portfolio aber „perspektivisch die Tiefengeothermie“. Auch sie befürwortete weitere PV-Anlagen auf städtischen Dächern.

Alexander Steinle erklärte, dass seit Ende 2023 weitere PV-Anlagen mit insgesamt etwa 200 Kilowatt-Peak installiert worden seien. Die Gesamtleistung liege mittlerweile bei rund 900 Kilowatt- Peak. Die Einführung der neuen Software sei noch nicht ganz abgeschlossen, Daten müssten noch ergänzt werden. Dies nehme Zeit in Anspruch. In den städtischen Gebäuden seien allein bis zu 2.000 Unterzähler verbaut. Für 2024 lägen von den Energieversorgern noch nicht alle Daten vor. Künftig soll der Energiebericht bis zur Jahresmitte des Folgejahres vorliegen.