So hilft der Stadtjäger bei Marder, Dachs und Co.
Herr Lämmle, was genau macht ein Stadtjäger?
Ein Stadtjäger ist dafür da, bei Konflikten mit Wildtieren im befriedeten Bezirk zu helfen – wobei ich lieber von urbanem Wildtiermanagement als von Stadtjagd rede. In einer zunehmend durch uns Menschen urbanisierten Landschaft entstehen zwischen Wildtieren und Menschen leider ab und an Konflikte. Dem Jagdpächter sind im befriedeten Bezirk ohne Sondergenehmigung die Hände gebunden. Meine Zuständigkeit als Stadtjäger endet wiederum am Gartenzaun beziehungsweise an der Grundstücksgrenze.
Wer kann Sie beauftragen?
Das Angebot richtet sich vorrangig an Privatpersonen, die ich berate und unterstütze. Wenn die Kommune selbst Bedarf hat, kann sie mich ebenfalls beauftragen.
Welche Wildtiere sorgen denn für Konflikte?
Die Klassiker sind der Marder auf dem Dach, der Dachs im Garten, der Fuchs im Wohngebiet. Sie können Autos und PV-Anlagen beschädigen und zudem Krankheiten übertragen. Auch Waschbären werden in Zukunft vermehrt auftauchen. Dies belegen die Streckenlisten, ich selbst hatte auch schon einen gesichtet. In Ballungsgebieten ist die Population der Waschbären zuletzt stark gestiegen, erste Kommunen schlagen Alarm.
Weshalb ist dessen Ausbreitung ein Problem?
Der Waschbär war bei uns ursprünglich nicht heimisch, sondern ist eine invasive Art. Er kann nicht nur an Gebäuden massive Schäden anrichten, sondern auch in Flora und Fauna, die auf diesen Allesfresser und Anpassungskünstler nicht vorbereitet sind. Der Waschbär kann hervorragend klettern und schwimmen, er kommt überall hin und darüber hinaus ist er überaus geschickt. Ein Beispiel: Wenn im Frühjahr die Zeit der Amphibienwanderung ist, werden Kröten und Frösche vielerorts in Eimern gesammelt und anschließend sicher über die Straße gebracht. Das macht sich der Waschbär zunutze: Er geht von Eimer zu Eimer und frisst die Amphibien.
Zurück zu Ihrer Tätigkeit als Stadtjäger: Wie sieht das konkret aus, wenn ich als Hausbesitzer ein Problem mit einem Marder habe, der Schäden an meiner PV-Anlage verursacht hat?
Zunächst mache ich eine kostenlose telefonische Erstberatung. Sie schildern mir das Problem, ich gebe erste Tipps. Oftmals ist aber ein Vor-Ort-Termin notwendig, bei dem ich mir alles anschaue und die weitere Vorgehensweise geklärt wird. Im ersten Schritt wird dann versucht, es den Wildtieren nicht mehr so gemütlich zu machen und sie notfalls zu vergrämen. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten. Wir Stadtjäger tauschen uns regelmäßig aus, probieren neue Methoden und arbeiten auch mit Wildbiologen zusammen.
Und wenn die Vergrämung nicht erfolgreich ist?
Dann besteht die Möglichkeit, als letztes Mittel – sowie natürlich nach Rücksprache mit dem Auftraggeber – Fallenjagd anzuwenden. Ein zugegebenermaßen sensibles Thema, sowohl bei Jägern als auch Bürgern. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass alte Drahtgitterfallen längst nicht mehr erlaubt sind. Jede Falle fängt unversehrt und schließt lichtdicht. Sie ist beim Landesjagdverband registriert und wird von diesem abgenommen. Das Fangen erfolgt mit Feingefühl und Respekt gegenüber den Tieren, der Tierschutz steht dabei über allem. Des Weiteren sind die Lebendfallen elektronisch überwacht. Sobald eine Falle schließt, bekomme ich umgehend eine Benachrichtigung. Sollte es in Ausnahmefällen notwendig sein, jagdlich aktiv zu werden, kontaktiere ich selbstverständlich im Voraus den jeweilig angrenzenden Jagdpächter beziehungsweise Jagdausübungsberechtigten.
In welchen Fällen könnte es schwierig werden?
Zum Beispiel, wenn jemand außerhalb des Siedlungsgebiets wohnt, einen großen Garten ohne Zaun und vielleicht noch ein paar Versteckmöglichkeiten hat. Dann muss er damit leben, dass ab und an der Fuchs oder ein anderes Wildtier vorbeischaut.
Werden die Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren in den kommenden Jahren zunehmen?
Davon gehe ich aus. Die Tiere haben im Siedlungsbereich alles, was sie brauchen. Im Winter ist es dort immer ein paar Grad wärmer, Nahrung gibt es im Überfluss, einen Unterschlupf finden sie überall. Ich habe schon eine Fähe mit ihren Jungfüchsen mitten im Ort gehabt. Sie zog diese dort in aller Ruhe auf.
Stadtjäger Daniel Lämmle ist telefonisch unter 0170/1248658 sowie per E-Mail an d.laemmle-wtm@freenet.de erreichbar. Die eventuell entstehenden Kosten werden direkt mit dem jeweiligen Auftraggeber abgerechnet.