Baustelle von der Adenauerallee bis zur Königsbergallee soll bis November dauern: Rollinstraße wird ab Mai neugestaltet
Bald kann der Verkehr in der Rollinstraße wieder ungehindert rollen – die neue Brücke über den Ratzengraben wird Mitte März freigegeben. Die nächste Baustelle ist aber bereits in Sicht. Im Mai soll die Neugestaltung von der Adenauerallee bis zur Königsbergallee beginnen. Der Bauausschuss fasste diese Woche mehrheitlich den Baubeschluss.
Kaputter Fahrbahnbelag, zu schmale Geh- und Radwege, keine Barrierefreiheit: Die Liste der funktionalen Mängel ist lang. „Die Rollinstraße ist nicht mehr sanierbar, sie muss komplett erneuert werden“, erklärte Tiefbauamtsleiter Peter Münsch im Bauausschuss. Hinzukommt, dass die e.wa riss dringend die gesamte Wasserversorgung neu machen muss. Bei einem Rohrbruch im vergangenen Jahr hatte sich gezeigt, dass die Wasserleitung in einem noch schlechteren Zustand ist als angenommen. Auch der Mischwasserkanal muss erneuert, außerdem drei bislang provisorisch verlegte Hausanschlüsse des Nahwärmenetzes neu hergestellt werden. Weitere Nahwärmeanschlüsse sollen im Bereich der Königsbergallee installiert werden.
Wie der Tiefbauamtsleiter ausführte, sollen in diesem Zug auch die Rollinstraße neu geordnet und die Sicherheit für Fußgänger sowie Radfahrer erhöht werden. Im Kreuzungsbereich Adenauerallee/Saudengasse ist eine neue barrierefreie Querung der Rollinstraße mit einer Ampelanlage geplant, der neue beidseitig barrierefreie Gehweg bekommt eine 2,30 bis 2,70 Meter breite Pflasterfläche. Aktuell ist vor allem der Gehweg stadteinwärts zu schmal und stellenweise nur 90 Zentimeter breit. Am Landratsamt und an der Ampel zur Königsbergallee sind weitere barrierefreie Querungsmöglichkeiten vorgesehen. Deren zwei sind auf dem derzeit noch gesperrten Abschnitt bis zum Zeppelinring samt Fahrbahnteiler bereits gebaut.
Die neuen Gehwege grenzen mit ihren sechs Zentimeter hohen Bordsteinkanten jeweils an einen 1,85 Meter breiten Schutzstreifen für Radfahrer. Dieser ist mit einer gestrichelten Linie gekennzeichnet und kann bei Bedarf auch von Autos genutzt werden. Stadtauswärts soll zudem das Linksabbiegen im Bereich der Königsbergallee durch eine indirekte Führung des Radverkehrs sicherer gemacht werden. Die beiden Fahrbahnen der Rollinstraße werden jeweils drei Meter breit und durch eine gepflasterte Fläche in der Mitte optisch unterbrochen. Diese ist 1,50 Meter breit und befahrbar. Ferner ist vorgesehen, von der Zufahrt zum Parkhaus am Landratsamt bis zur Königsbergallee vier Bäume zu pflanzen.
Zwei Jahre Planung
Hinter dieser vom Ingenieurbüro Mooser aus Kaufbeuren ausgearbeiteten Planung liegt ein fast zwei Jahre dauernder Prozess. Münsch erklärte, dass die Abstimmung mit den Leitungsträgern (Gas, Kanalisation, Strom, Telekommunikation, Wasser) und vor allem die Beantragung der Fördermittel so viel Zeit in Anspruch genommen hätten. In diesen zwei Jahren sei das Projekt deutlich teurer geworden. Münsch verwies auf eine 46-prozentige Preissteigerung im Tiefbau in den vergangenen drei Jahren. Für die Rollinstraße sind für das Teilstück von der Adenauer- bis zur Königsbergallee nun Gesamtkosten von 1,75 Millionen Euro veranschlagt. Eine Förderung gibt es für den barrierefreien Ausbau der Gehwege und der Querungshilfen sowie die Verbesserung des Radfahrangebots. Derzeit werde von einem Zuschuss in Höhe von etwa 485.000 Euro ausgegangen, erklärte Münsch.
Veranschlagt ist ein Baustellenzeitraum von Mai bis November, wobei die Rollinstraße stadteinwärts fast die gesamte Zeit über befahrbar sein soll. Lediglich beim Aufbringen der Deckschicht und der Markierungen ist Mitte Ende November eine etwa dreiwöchige Vollsperrung notwendig. Münsch erläuterte auch, weshalb die Rollinstraße binnen kürzester Zeit abermals Baustelle werden soll. Das Projekt könne entweder in diesem Jahr oder frühestens 2029 nach der abgeschlossenen Sanierung der Riedlinger Straße gemacht werden. Beide Maßnahmen parallel laufen zu lassen sei aufgrund der ab 2026 geplanten Vollsperrung der Riedlinger Straße nicht möglich. Die „total kaputte“ Fahrbahn der Rollinstraße müsse aber in jedem Fall 2025 saniert werden. Münsch verwies zudem auf die Gefahr weiterer Wasserrohrbrüche. Deshalb, und auch mit Blick auf die Kostenentwicklung, empfehle die Verwaltung, die Neugestaltung noch in diesem Jahr anzugehen.
„Unglücklicher Zeitpunkt“
Bei den Fraktionsvertretern stießen diese Pläne auf ein geteiltes Echo. Für eine zeitnahe Umsetzung sprach sich Rudolf Brüggemann (Grüne) aus. Er empfinde aber Radfahrstreifen sicherer als die geplanten Schutzstreifen. Brüggemann schlug zudem vor, an der bereits barrierefrei umgebauten Bushaltestelle am Landratsamt ein Wartehäuschen aufzustellen. Von einem „äußerst unglücklichen Zeitpunkt“ für die Erneuerung sprach Flavia Gutermann (FW). Eine nach der langen Sperrung wieder durchgängig befahrbare Rollinstraße würde auch der Innenstadt guttun. Ihrer Fraktion würde es ausreichen, wenn Wasserleitung, Nahwärmeanschlüsse und Fahrbahndecke gemacht würden.
Constantin Ruppel (SPD) erklärte, sich der Freien-Wähler-Fraktion in gewissem Maße anschließen zu können. „Langsam ist es nicht mehr erklärbar, dass die Rollinstraße wieder gesperrt ist.“ Da es aber auch nicht sinnvoll sei, jetzt nur einen Teil zu machen, stimme die SPD zähneknirschend zu. Günter Warth (FDP) hob hervor, dass der Verkehr zumindest fast immer einspurig fließen könne. Er signalisierte Zustimmung und erwähnte, dass sich der Gemeinderat an anderer Stelle bereits für Schutzstreifen für Radfahrer entschieden habe, beispielsweise in der Riedlinger Straße.
Petra Romer-Aschenbrenner (CDU) beurteilte die Schutzstreifen hingegen kritisch. Ein von der Fahrbahn getrennter Radweg sei die sicherere und bessere Lösung. Romer-Aschenbrenner bezeichnete die Vorlage generell als „schweren Brocken“. Ihre Fraktion wünsche sich eine abgespeckte Sanierung, bei der die Fahrbahn im Fokus stehe.
Peter Münsch entgegnete, dass sich mehrere Experten mit dem Sicherheitsaspekt befasst hätten. Schutzstreifen seien demnach sicherer als separate Radwege mit Hochbord. Zumal für einen gemeinsamen hochbordgeführten Geh- und Radweg auf beiden Seiten 4,50 Meter Platz benötigt würden. „Das ist nicht realisierbar.“ Die Anregung, ein Wartehäuschen zu installieren, werde geprüft. Baubürgermeister Simon Menth ordnete die Diskussion dahingehend ein, dass über die Notwendigkeit der Maßnahme weitestgehend Einigkeit bestehe. Der Entwurf bringe nach zweijähriger Planungszeit die zahlreichen Interessen in einen guten Ausgleich. Kein Deuteln gebe es überdies daran, dass das Projekt Rollinstraße aufgrund der Vielzahl der Baustellen seit 2022 – Neubau Nahwärmeversorgung, Umbau Bushaltestelle, Neubau Brücke – nicht glücklich gelaufen sei. Menth betonte aber: „Wenn wir es jetzt nicht anpacken, laufen wir Gefahr, es unkoordiniert tun zu müssen.“ Dann sei möglicherweise auch das Gesamtergebnis nicht zufriedenstellend.
Dies sah nach einer kurzen von der CDU-Fraktion beantragten Sitzungsunterbrechung auch die Mehrheit der Räte so. Bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen wurde der Baubeschluss auf Basis der Entwurfsplanung gefasst. Im nächsten Schritt wird der abschließende Förderantrag beim Regierungspräsidium Tübingen eingereicht. Die Ausschreibung soll bis Ende März erfolgen.