Neun Neue - und ihre Ziele

Neun Neue - und ihre Ziele

Der neu zusammengesetzte Biberacher Gemeinderat tagt erstmals am Montag, 30. September. In dem Gremium sitzen auch in dieser Wahlperiode 32 Gemeinderätinnen und Gemeinderäte. Neun von ihnen wurden bei der Wahl am 9. Juni neu gewählt – drei Frauen und sechs Männer. Wir haben sie gefragt, wo sie die Schwerpunkte ihrer Arbeit sehen, welche konkreten Ziele sie verfolgen, was sie voranbringen und was sie gerne ändern oder verhindern möchten.

1. Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
2. Was wollen Sie voranbringen?
3. Was ändern oder sogar verhindern?

Alfred Billwiller, FW

1. Besonders beschäftigen mich Stadtbild, Optimierung der Verkehrswege, Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit sowie kulturelle Belange, insbesondere Wieland-Stiftung und Städtepartnerschaften. Ein Ziel ist die Erhaltung von historischen stadtbildprägenden Gebäuden und Bäumen, speziell die Wiedereinpflanzung der Rebstock- Linde.

2. Die Verkehrsinfrastruktur sollte verbessert werden. Ich trete für die Einrichtung zusätzlicher Zebrastreifen ein. Es müssen für alle Fahrradtypen geeignete Radwege vom Marktplatz ins Wolfental, zum Burren und nach Warthausen geschaffen werden. Die Kinder- und Jugendarbeit des Kinderschutzbundes ist mir wichtig. Für Senioren ist die Erleichterung der Hilfsmöglichkeiten von “Bürger für Bürger” und “Essen auf Rädern” angesagt. Der Stadtteilhausverein muss gerettet werden. Im kulturellen Bereich wünsche ich die Rücknahme der Budgetkürzung und eine Verbesserung des Kulturkalenders. Und es ist mir ein Anliegen, die Städtepartnerschaft mit unserer polnischen Partnerstadt Schweidnitz durch aktive Mitarbeit zu stärken.

3. Ein konkretes Ziel ist die Verhinderung des Durchgangsverkehrs über den Marktplatz und die Führung von Bundesstraßen durch die Innenstadt. Das Handy-Netz muss verbessert werden. Diese Maßnahmen sind wichtig, um die Lebensqualität in der Innenstadt zu erhöhen. Das Abwandern von Top-Veranstaltungen wie Marktplatz- Open-Air und Filmfestspiele muss verhindert werden. Diese Events müssen hierbleiben und dürfen nicht in Nachbarstädte verlegt werden.

Luis Chavillié, CDU

1. Ich freue mich darauf, im Bauausschuss meine langjährige Erfahrung einzubringen. Als studierter Projektmanager / Bauingenieur kenne ich die Herausforderungen großer Bau- und Sanierungsprojekte. Gleichzeitig bergen sie aber auch ein enormes Potenzial. Unsere Aufgabe ist es, dieses zu erkennen und im Sinne aller zu nutzen.

2. Für mich steht die Zukunft unserer Stadt im Fokus. Als dreifacher Familienvater setze ich mich dafür ein, dass Biberach weiterhin ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort bleibt, der für Jung und Alt gleichermaßen attraktiv ist. Dazu gehören für mich unter anderem eine Wiederbelebung der Innenstadt und ein vielseitiges Freizeitangebot für Familien und junge Menschen.

3. Ich glaube nicht, dass uns das Verhindern oder Blockieren weiterbringt. Im Gemeinderat werden wir nur erfolgreich sein, wenn wir gut zusammenarbeiten und die Themen gemeinsam voranbringen. Deshalb lautet mein Ansatz: Anpacken und Lösungen finden!

Thomas Kimmich, FW

1. Den Schwerpunkt meiner Arbeit sehe ich, auf Grund meiner beruflichen Tätigkeit, ganz klar im Bauausschuss. Ich möchte hier mein praktisches Wissen und meine Erfahrung positiv einbringen. Bauausschuss heißt für mich aber nicht nur Neubau, sondern auch Sanierung und vor allem den ordentlichen Unterhalt der vorhandenen öffentlichen Gebäude. Gerade an diesem Punkt sollte nicht gespart werden.

2. Wichtig ist für mich die Belebung der Innenstadt. Es fehlen hier Lokale, kleine Kneipen, einfach Orte zum Verweilen, an denen man auch ohne Urlaub die Seele baumeln lassen kann. Die vielen Leerstände in der Innenstadt sind nicht schön. Hier muss man weiter daran arbeiten diese zu minimieren. Ebenso ist es nötig, die Verkehrsführung in der Innenstadt zu überdenken, dabei aber den Einzelhandel nicht zu vergessen. Auch der Aufstieg zur B 30 ist wichtig, um die Biberacher Hauptverkehrsadern wie die Ulmer und Memminger Straße, sowie die Riedlinger, Kolping-, und Waldseer Straße zu entlasten und die Verkehrsinfrastruktur in Biberach deutlich zu verbessern.

3. Als neu gewählter Stadtrat halte ich es für vermessen, gleich viel ändern oder gar verhindern zu wollen. Ich glaube, dass es einer ganz geraumen Zeit bedarf, sich in die Gemeinderatsarbeit einzufinden. Alle Gemeinderäte haben bei ihrer Verpflichtung gelobt, ihr Bestes für die Stadt und die Biberacher Bürger zu tun. Dies ist mein Bestreben. Ganz wichtig ist für mich, als Stadtrat auch fraktionsübergreifend zu denken und kompromissbereit zu sein.

Ute Rieber, Grüne

1. Meine Schwerpunkte in der in der Gemeinderatsarbeit sehe ich im Voranbringen einer klimaangepassten Stadt Biberach, wie zum Beispiel das Entsiegeln von Flächen (Stichwort Schwammstadt). Das seit Jahren parteiübergreifend geforderte mehr Grün im städtischen Bereich muss jetzt dringend sichtbar umgesetzt werden. Die mobile Begrünung auf dem Marktplatz kann da nur ein Anfang sein. Außerdem ist mir die Entwicklung von zukunftsorientierten Wohnformen (zum Beispiel Mehrgenerationenwohnen und genossenschaftliche Wohnkonzepte) wichtig. Hier hätte Biberach die Chance, in einem der neuen Wohngebiete ein Leuchtturmprojekt für die Region zu erstellen.

2. Ich möchte grüne Politik voranbringen. Das heißt für mich ein offenes, wertschätzendes aufeinander Zugehen, sich gegenseitig zuhören, um gemeinsam das Beste für Biberach und seine Bürger zu erzielen. Dazu gehört auch immer wieder ein Blick über den Tellerrand hinaus, auch mal Dinge ganz anders denken und sicher kein „weiter so wie immer“.

3. Ich möchte immer wieder aufmerksam machen für den demographischen Wandel mit all seinen Herausforderungen. Unter anderem muss die medizinische und die pflegerische Versorgung insbesondere auch der älteren Generation sichergestellt werden. Hier sollte Biberach mit besonderen Anreizen Wege finden, um die Ansiedlung von entsprechenden Strukturen und Arbeitnehmern in die Stadt zu bekommen.

Constantin Ruppel, SPD

1. Den Schwerpunkt meiner Arbeit sehe ich vor allem beim Thema Klimaschutz und Klimafolgenanpassung. Ich möchte mithelfen, Biberach zu einer möglichst klimafreundlichen und klimafolgenangepassten Stadt umzugestalten. Darüber hinaus ist es mir wichtig, insbesondere Themen und Anliegen von Jugendlichen, Schülern und Schülerinnen sowie Studierenden einzubringen. Mein Ziel ist es, Biberach zu einer noch lebenswerteren Stadt zu machen, die auch außerhalb des Schützenfestes Unterhaltung und Mehrwert für die Jugend und andere bietet.

2. Gerade das Thema Klimafolgenanpassung möchte ich voranbringen, da ich dort noch viel Potenzial sehe. Der Damm im Wolfental zeigte uns bereits nach kurzer Zeit, wie wirkungsvoll er ist. Wir müssen daher weitere Projekte im Hochwasserschutz voranbringen. Doch Klimafolgenanpassung bedeutet mehr als Hochwasserschutz. Die Innenstadt wird in den kommenden Jahren stark unter extremer Hitze leiden. Die bestehende Asphalt- und Steinwüste, der die Innenstadt streckenweise gleicht, muss aufgebrochen und durch weitere Stadtbegrünung ersetzt werden. Diese Begrünung ist nicht nur ein schöner Blickfang, sondern hilft auch, die Temperaturen in der Innenstadt zu senken und Erholungsinseln für Anwohnende und Besuchende zu schaffen.

3. Was ich konkret verändern möchte, um es kurz zu sagen: einen autofreien Marktplatz und ein ausgebautes ÖPNV-System, das es allen Menschen in Biberach ermöglicht, mit kurzen Wartezeiten kostengünstig ihr Ziel mit Bus, Bahn oder Fahrrad zu erreichen.  

Nico Russ, CDU

1. Die Schwerpunkte meiner Arbeit sehe ich in der Vertretung der Interessen der Teilorte von Biber ach sowie die Vertretung der Stimmen der arbeitenden Bevölkerung. Diese macht Biberach zu einer „Schaffer“-Stadt, die eine starke Stimmenvertretung gerade in Verbindung mit meiner bereits gewonnen wirtschaftlichen Expertise bekommt.

2. Wichtige Punkte für ein lebenswertes Biberach sind die Belebung des Einzelhandels, Ausbau beziehungsweise Erneuerung der Schulen und Kindergärten für die Zukunft und Wohlstandserhalt durch Stärkung unserer Betriebe. Voranzubringen ist in Biberach außerdem die wirtschaftliche Transformation, deren Expertengremium ich seit 2023 in Stuttgart für die CDU bereits beisitze. Hier dürfen wir nicht in eine Stagnation verfallen, sondern müssen erfinderisch bleiben, schließlich hat uns das groß gemacht.

3. Verhindern möchte ich, dass die Teilorte bei bestimmten Themen wie zum Beispiel der Mobilität außen vorgelassen werden, da für uns eine etwas andere Lebensrealität herrscht als in der Stadt. Zu ändern wäre aus meiner Sicht, dass wir uns um die relevanten Themen aller Bürgerinnen und Bürger in der Stadt und den Teilorten kümmern, und nicht in einen symbolischen Politikaktivismus verfallen. Wir wollen schließlich die Leute mitnehmen und gerade im kommunalen Bereich spielt die Glaubwürdigkeit hierfür eine wichtige Rolle.  

Walter Scharch, SPD

1. Ich möchte die Perspektiven junger Menschen stärker in die Kommunalpolitik einbringen. Entscheidungen des Gemeinderats betreffen uns alle direkt. Deshalb möchte ich mich dafür einsetzen, dass alle Perspektiven in politischen Diskursen zum Tragen kommen. Denn wenn Menschen das Gefühl bekommen, ihre Belange würden nicht zählen, haben Populisten, die vermeintlich einfache Lösungen anbieten, leichtes Spiel.

2. Biberach ist eine Stadt, in der schon vieles gut läuft, aber es gibt noch Potenzial. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, vor allem für junge Erwachsene und Menschen mit geringem Einkommen. Hier möchte ich mich dafür einsetzen, mehr Angebote zu schaffen. Auch das Nachtleben ist mir wichtig. Seit der Pandemie ist es abends in der Stadt merklich ruhiger geworden. Auch wenn die Stadt hier nur bedingt Einfluss darauf hat, können wir Bedingungen schaffen, die es leichter machen, dass sich wieder mehr kulturelle und gastronomische Angebote entwickeln. Ein florierendes Kultur- und Nachtleben ist auch für den Wirtschaftsstandort Biberach von Bedeutung, da es die Stadt gerade für junge Fachkräfte attraktiv macht.

3. Das Ziel von Politik sollte zunächst nie sein, Dinge pauschal zu verhindern, sondern Dinge zu ermöglichen. Wenn jedoch Entscheidungen im Raum stehen, die die Lebensqualität verschlechtern, habe ich kein Problem damit, auch nervig zu sein und Probleme klar anzusprechen.  

Dr. Anne Vogel, Grüne

1. Als Mutter von zwei Kleinkindern und Ärztin, die werdende und junge Familien begleitet, möchte ich die Perspektive von Familien mit Kindern in den Gemeinderat einbringen.

2. Ich möchte an einer zukunftsfähigen Ausrichtung unserer Stadt und unseres Wirtschaftens mitarbeiten. Das umfasst für mich die Priorisierung von Bildung und Betreuung, den Ausbau erneuerbarer Energien und den Erhalt unserer Umwelt als Lebensgrundlage unserer Kinder. Die Verantwortung auch für die nächste Generation und die Orientierung an Evidenz sind Werte, an denen ich meine Arbeit ausrichten will. Außerdem würde ich gerne mehr und direktere Bürgerbeteiligung an der Gestaltung des öffentlichen Raumes ermöglichen. Eine Idee dafür wäre es, Vorschläge einreichen zu können für mehr Verkehrssicherheit, Barrierefreiheit oder die Gestaltung öffentlicher Flächen. Auch könnten Menschen die Gelegenheit erhalten, Grünflächen in ihrer Nachbarschaft nach eigenen Vorstellungen zu bepflanzen und zu pflegen. Mehr Grün, und damit mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität, sollte wo immer möglich umgesetzt werden.

3. Ich finde es wichtig, Verständnis für die Lebensrealität junger Familien zu schaffen. Bezahlbare und zuverlässige Kinderbetreuung ist für Eltern die Grundvoraussetzung für Erwerbstätigkeit. Einkommensabhängige Gebühren würden das allen ermöglichen. Kinder haben ein Recht, sich im öffentlichen Raum sicher bewegen zu können. Die sollte besonders bei der Planung des Straßenverkehrs stärker berücksichtigt werden.

Ulrike Wachter, SPD

1. Mein Schwerpunkt liegt auf sozialer Gerechtigkeit für alle. Jeder soll die gleichen Chancen haben, unabhängig von Herkunft oder Status. Besonders wichtig ist mir die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, damit Wohnen kein Luxus bleibt. Zudem möchte ich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern, damit alle Arbeit und Familie in Einklang bringen können. Ein weiterer Fokus ist der Klimaschutz, um eine lebenswerte Zukunft zu sichern.

2. Ich möchte den Bau von öffentlich gefördertem Wohnraum fördern, um mehr Menschen bezahlbares Wohnen zu ermöglichen. Außerdem setze ich mich für eine gleichberechtigte Verkehrspolitik ein, bei der der öffentliche Nahverkehr, Rad- und Fußwege gestärkt werden. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie soll durch den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten und flexiblen Arbeitszeiten verbessert werden.

3. Ich möchte den Abbau von Sozialleistungen verhindern, da der Sozialstaat gerade in unsicheren Zeiten Sicherheit geben muss. Außerdem will ich verhindern, dass der Wohnungsmarkt weiter privatisiert wird und Mieten unkontrolliert steigen. Beim Verkehr möchte ich die Gleichberechtigung der Verkehre fördern.