Stadtwerke Biberach stellen ihre acht neuen Elektrobusse vor: Leiser, komfortabler, umweltfreundlicher
Sowohl im Stadtlinien- als auch im Überlandverkehr sind die neuen Busse seit Januar im Einsatz. Die ersten Wochen seien problemlos verlaufen, berichtete Ralf Miller, die Fahrer kämen gut zurecht. Kein Bus sei liegengeblieben, die „Reichweitenangst“ sei weg. Dabei fiel die geplante Phase der Anpassung und des Austestens durch die verspätete Anlieferung der Busse quasi aus. Anstatt im August standen die E-Busse erst Mitte Dezember auf dem Betriebshof in der Bleicherstraße. „Das Team der Stadtwerke hat gute Arbeit geleistet“, lobte der Aufsichtsratsvorsitzende.
Miller blickte vor geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft auf einen fünf Jahre dauernden Prozess zurück, der mit Hürden und Diskussionen verbunden gewesen sei. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke habe sich in drei Sitzungen mit der Anschaffung der EBusse befasst. Nach dessen positivem Votum seien die Stadtwerke allerdings in der ersten Ausschreibung des Förderprogramms nicht berücksichtigt worden. Dies habe erst im zweiten Anlauf geklappt. Ein E-Bus kostet 608.000 Euro – das Eineinhalbfache eines Diesels. Für die Gesamtinvestitionssumme von 4,84 Millionen Euro gab es vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr 2,18 Millionen Euro. „Ohne Förderung wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen“, betonte Miller. „Klimaschutz und Verkehrswende kosten viel Geld.“
Dies gilt auch für die benötigte Infrastruktur. Der Betriebshof musste auf die neuen Busse angepasst werden. Fünf Schnelllader mit je zwei Ladepunkten wurden errichtet, bis zu zehn E-Busse könnten zeitgleich geladen werden. Dafür musste eine eigene Umspannstation mit einer Leistung von 1.000 kW gebaut werden. Kostenpunkt für die Herstellung der kompletten Ladeinfrastruktur: 1,58 Millionen Euro. Von dieser Investition verbleiben bei den Stadtwerken dank der Unterstützung des Landes nur 340.000 Euro. Ralf Miller bedankte sich nicht nur beim Bundestagsabgeordneten Martin Gerster (SPD), sondern auch bei Rainer Hölz, der als Vertreter des Regierungspräsidiums Tübingen zur Vorstellung der neuen Busse samt Infrastruktur nach Biberach gekommen war. „Das Land leistet mit dieser Unterstützung einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende und zu einem klimafreundlichen ÖPNV“, sagte Hölz, der die Abteilung „Straßenwesen und Verkehr“ beim RP leitet. Der ÖPNV werde durch die vollelektrischen Busse noch attraktiver, leistungsfähiger und vor allem emissionsfrei.
100 Prozent Ökostrom
Dies betonte auch Ralf Miller explizit. Die mit zu 100 Prozent zertifiziertem Ökostrom betriebenen Busse seien leiser und komfortabler. Bei einer jährlichen Laufleistung von 60.000 Kilometer je Fahrzeug spare die komplette Flotte 396 Tonnen CO2 ein – in etwa so viel CO2, wie 40 Hektar Wald in einem Jahr binden. Doch nicht nur bei den neuen E-Bussen setzen die Stadtwerke auf Nachhaltigkeit. Der Rest der Fahrzeugflotte – zehn Gelenkbusse und drei Kleinbusse – wird seit diesem Jahr mit HVO betankt, ein synthetischer Dieselkraftstoff, der aus hydrierten Pflanzenölen und tierischen Fetten hergestellt wird. Der Umstieg verursacht bis zu 120.000 Euro Mehrkosten im Jahr, im Vergleich zu fossilem Diesel reduziert HVO die CO2-Emmissionen aber um bis zu 90 Prozent. Damit, so Miller, erfüllten die Stadtwerke mit der gesamten Busflotte die sogenannte Clean-Vehicles-Directive. Diese EURichtlinie regelt, dass sich kommunale Fuhrparks umweltfreundlicher aufstellen.
Geladen werden die auf dem Dach der neuen E-Busse angebrachten Batterien überwiegend nachts, wie Helmut Schilling, Leiter ÖPNV bei den Stadtwerken, erklärte. Aber auch Standzeiten tagsüber würden dafür genutzt. In der Spitze könnten bis zu 150 kW geladen werden, die Reichweite der Busse liege bei rund 300 Kilometern. Sollte die E-Bus-Flotte eines Tages weiter ausgebaut werden, kann auf dem Gelände des Busbetriebshofs eine zweite Trafostation installiert werden. Der Platz für weitere fünf Schnelllader ist schon vorbereitet. Stadtwerke-Geschäftsführer Thorsten Wölfle ergänzte, dass es außerdem Überlegungen gebe, einen Teil des benötigten Stroms direkt auf dem Betriebshof zu produzieren.
Barrierefreie Haltestellen
Bei einer Probefahrt konnten sich die Gäste selbst ein Bild von den neuen E-Bussen verschaffen. Halt gemacht wurde an der barrierefreien Haltstelle am Stadtteilhaus Gaisental. „Die E-Busse sind nur ein Teil der ÖPNV-Initiative von Stadt und Landkreis“, betonte Ralf Miller. Die Stadt baue im Schnitt zehn Bushaltestellen im Jahr barrierefrei um, damit allen Nutzergruppen ein möglichst ungehinderter ÖPNV-Zugang ermöglicht werde. Als weitere Punkte, die zur Stärkung des ÖPNV und dessen Attraktivität beitragen, nannte er das Bürgerticket und eine enge Taktung. „Das alles ist ein rundes Paket“, schlussfolgerte Miller, „es gibt eigentlich keinen Grund mehr, den Stadtlinienverkehr in und um Biberach nicht zu nutzen.“