Gründungssanierung des Ulmer Tors startet am 3. November
Das letzte Biberacher Stadttor soll auch für künftige Generationen erhalten bleiben. Deshalb muss das Ulmer Tor saniert werden. Konkret geht es um die Gründung, denn Haupttor und Vortor stehen schief. Die Stabilisierung des Untergrunds soll 2,85 Millionen Euro kosten und wird voraussichtlich bis Ende 2026 dauern. Los gehen die Arbeiten am Montag, 3. November. Ab diesem Tag ist die Ulmer-Tor-Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Erbaut wurde das Ulmer Tor, das bis ins Jahr 1810 den Namen Spitaltor trug, bei der Stadterweiterung um 1373. Es ersetzte den Bürgerturm als östliches Stadttor, der etwas oberhalb des Stadtbachs auf Höhe der heutigen Bürgerturmstraße 11 stand. Seine vier Ziererker erhielt das Ulmer Tor wohl um 1500; 1606 renovierte es Thomas Kuzberger. 1820 wird auf dem Tor der freistehende Glockenstuhl errichtet. Dessen Glocke wird zum abendlichen „Gausappell“ geläutet, dem Eintreiben des Federviehs.
Der Erhalt des Ulmer Tors ist der Bahnhofstraße zu verdanken – sie übernahm nach der Eröffnung der Bahnstrecke Ulm-Friedrichshafen den Hauptverkehr. 1862 lehnte der Gemeinderat einen Abriss des Ulmer Tors ab, nachdem Anwohner dies gefordert hatten. Als zum Ende des Zweiten Weltkriegs im April 1945 die Bomben auf Biberachs Altstadt fielen, wurde die Ulmer-Tor-Straße in weiten Teilen zerstört. Das Ulmer Tor allerdings überstand den Angriff, wenn auch schwer beschädigt. Ab 1947 wurde das historische Bauwerk wieder instandgesetzt.
Heute, knapp 80 Jahre später, braucht das Wahrzeichen wieder einen sichereren Stand. Schließlich ist es erkennbar in Schieflage. Der Spalt zwischen den beiden Gebäudeteilen ist in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden.
Das Haupttor kippt an der höchsten Stelle (26,4 Meter) mittlerweile 26 Zentimeter nach Westen in Richtung Innenstadt, das Vortor auf einer Höhe von 7,7 Metern zehn Zentimeter nach Osten in Richtung Bahnhof. Die aneinander stehenden Wände der beiden Gebäudeteile sind auf der Stadtmauer gegründet, die einen stabilen Untergrund bildet, die anderen Wände hingegen auf Holzpfählen. Diese stehen im Grundwasser und geben aufgrund von Beschädigungen nach, weshalb die beiden Gebäudeteile auseinanderkippen.
Das Konzept der Gründungssicherung sieht vor, dass beidseitig der Fundamentmauern Mikro-Bohrpfähle eingebracht werden. Anschließend werden Öffnungen in die Fundamentmauern gebohrt und Traversen einbetoniert, die später die Last des Gebäudes tragen. Eine aufwendige Vorgehensweise, die aber den Vorteil hat, dass wenig in die historische Substanz eingegriffen werden muss. Diese Maßnahmen erfolgen schrittweise, um die Standsicherheit des Bauwerks nicht zusätzlich zu gefährden.
Während der Bauarbeiten, die bis Ende 2026 dauern sollen, kann weder durch das Ulmer Tor noch an diesem vorbeigefahren werden. Die Ulmer-Tor-Straße ist deshalb für den Durchgangsverkehr gesperrt, ebenso die Abzweigung in die Zwingergasse. Der Verkehr aus der Bachgasse, der Pfluggasse und der Zwingergasse wird in nördliche Richtung über den Alten Postplatz auf den Bismarckring/Zeppelinring umgeleitet. Anlieger sowie Besucher der Geschäfte und Praxen können die Ulmer-Tor-Straße bis zur Baustelle nutzen. Fußgänger kommen über die AOK-Passage am Ulmer Tor vorbei. Verkehrsteilnehmer auf dem Zeppelinring müssen sich auf Höhe der Ulmer-Tor-Straße auf Baustellenverkehr einstellen.
Wenn die Gründungssanierung des Ulmer Tors abgeschlossen ist, kann die Ulmer-Tor-Straße neu gestaltet werden. In den Folgejahren ist dann zum Abschluss die Sanierung des Ulmer Tors oberhalb des Straßenniveaus geplant, unter anderem auch der Dachkonstruktion.