Neue Hangsicherung in der Ulmer Straße kostet rund 1,5 Millionen Euro: Drahtgitter sichert künftig Nagelfluhwand

500 Tonnen schwer war der Gesteinsbrocken, der sich im April 2020 aus der Nagelfluhwand in der Ulmer Straße oberhalb der Tankstelle gelöst hatte. Glücklicherweise blieb er in einem Graben am Fuße der Wand hängen. Der vorhandene Zaun hält nur einer Belastung von bis zu zehn Tonnen stand und hätte den Brocken nicht gestoppt. Um für solche Abgänge künftig besser gerüstet zu sein, erhält der Hang noch in diesem Jahr ein Schutznetz. Der Bauausschuss sprach sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig für das 1,5 Millionen Euro teure Vorhaben aus. 

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Die Nagelfluhwand in der Ulmer Straße bekommt in diesem Jahr eine neue Sicherung, um Tankstelle, Straße und Anlieger bestmöglich zu schützen.

Das Risiko von Murgängen, Steinschlägen und Erdverschiebungen an der fast senkrechten Nagelfluhwand in der Ulmer Straße ist groß, insbesondere nach starken Regenfällen oder längeren Trockenperioden. Dies zeigte nicht zuletzt der Vorfall vor fünf Jahren. Experten begutachteten im Anschluss den Bereich der einstigen Kiesgrube und stellten am Hang deutliche Risse fest. Bei geotechnischen Untersuchungen wurde die genaue Hanglage bestimmt und das Gefährdungspotenzial ermittelt. Daraufhin folgten die Planung und Auswahl des Schutznetzes, um Tankstelle, Straße und Anlieger bestmöglich zu schützen.

Die Wahl fiel auf eine Methode, die in Biberach bislang noch nicht zum Einsatz gekommen ist. Wurde beispielsweise der Steilhang am Kreisverkehr in der Waldseer Straße vor einigen Jahren noch mit Spritzbeton abgesichert, ist in der Ulmer Straße nun ein stabiles Steinschlagschutznetz das Mittel der Wahl. „Es handelt sich um ein sehr starkes Drahtgittergeflecht“, erklärte Tiefbauamtsleiter Peter Münsch im Bauausschuss. Das Netz wird an der gefährdeten Steilwand montiert und an der oberen Hangkante tief im Erdreich verankert. Kleinere Steine können später entlang des Netzes nach unten fallen. Größere bleiben hängen und können zerkleinert werden. Veranschlagt sind für die Hangsicherung Kosten von circa 1,5 Millionen Euro. Bereits im Sommer/Herbst soll mit der Maßnahme begonnen werden, damit diese bis Ende des Jahres abgeschlossen ist.

Die Fraktionsvertreter unterstrichen die Notwendigkeit des neuen Schutznetzes. Silvia Sonntag (Grüne) verwies darauf, dass an dieser Stelle bis in die 1980er-Jahre Kies abgebaut und die Natur ausgebeutet worden sei. Jetzt sei es unerlässlich, den Hang zu sichern. Denn es werde nicht ausbleiben, dass weiteres Gestein herunterkomme. Die Lage der Tankstelle, die Bestandschutz genieße, bezeichnete Sonntag als „sehr exponiert“. In Zukunft müsse darauf geachtet werden, so etwas nicht mehr zu machen. Zustimmung gab es auch von Thomas Kimmich (FW), Walter Scharch (SPD) und Günter Warth (FDP). Nico Ruß (CDU) erkundigte sich nach den Folgekosten für die Stadt.

Tiefbauamtsleiter Münsch erklärte, dass bereits heute Kosten von jährlich 15.000 bis 20.000 Euro anfielen. Der Graben am Fuße des Steilhangs müsse regelmäßig ausgeräumt, Gestein zerkleinert werden. Diese Arbeiten stünden auch künftig an. „Die Folgekosten werden aber nicht höher.“ Außerdem müsse das Sicherheitsnetz regelmäßig kontrolliert werden.