6. Erlebnistour begeistert
Die jüngste Erlebnistour führte in den Bereich, Schadenhof und Bürgerturmstraße. Siewar nach zwölf Minuten ausgebucht und wieder ein voller Erfolg. Die 75 Teilnehmenden erhielten spannende Einblicke in lokale Angebote, die sich durch ihre nachhaltigen Ansätze und innovative Konzepte auszeichnen.
Bei Gutermann durften die Teilnehmer den Weg der Ware gehen, Start war daher am Lieferanteneingang. Firmeninhaberin Flavia Gutermann ist es wichtig, den Warentransport so einfach wie möglich zu gestalten: Fahren und Rollen, statt Heben ist angesagt, wenn die Warenlieferungen ins Rolllager nach oben transportiert - kaum ein anderes Warenlager verfügt vermutlich über eine Stuckdecke – transportiert und von dort aus den Regalen entnommen werden. Ebenso, wenn die großen Pappkartons, in denen angeliefert wird, in den Keller zur Papierpresse gebracht werden. Neu war für viele, dass es einen Schlüsseldienst gibt - circa 2300 Schlüsselrohlinge sind vorrätig und den richtigen zu finden dauert trotz Software manchmal länger als das Fräsen. Gutermann verkauft nicht nur, sondern repariert auch: Jeden Donnerstag kommt ein Scherenschleifer, der Messer und Scheren schleift, auch Wellenschliff. Nur Nagelscheren können nicht geschliffen werden, da sie vernietet sind und sich nicht auseinandernehmen lassen. Ein Haushaltswarengeschäft mit der Sortimentsbreite von Gutermann unter einem Dach ist selten geworden.
2020 hat "Gutes von hier" in Biberach eröffnet, der erste Laden wurde 2015 von Inhaber Hendrik Mächler in Ulm gegründet. Die Produkte stammen aus der näheren und weiteren Region. Angeboten wird nur Haltbares, das nicht gekühlt werden muss. Die Lieferanten sind oft Landwirte, die ihre Produkte veredeln und haltbar machen. Zum Beispiel Pestos, Dinkelnudeln – es gibt eine Biberach-Edition -, Marmeladen, Säfte, aber auch Weine und Spirituosen; circa 500 Produkte von 85 Herstellern sind im Angebot. Manche Lieferanten haben Manufakturen im Hintergrund, der manuelle Anteil der Produktherstellung ist aber sehr hoch. Ziel ist, aus guten Zutaten Besonderes zu machen. Der Laden wird von Martina Haux mit kleinem Team geleitet. Je nach Jahreszeit und Anlass werden Geschenksets zusammengestellt, gerne auch individuell nach Kundenwunsch. Es gibt auch einen Online-Shop, der vor allem von Firmen gut genutzt wird. Auch größere Abnahmemengen sind bei rechtzeitiger Bestellung möglich. Wer etwas für einen besonderen Anlass und in guter Qualität sucht, wird hier sicher fündig.
Im "studio rot" wurde das Mischkonzept vorgestellt von Angeboten für Startups mit Coworking-Station gekoppelt mit einem Pop-up-store und Café, das Ende Mai/Anfang Juni unter neuer Leitung und nach Umbau wieder öffnet. Elena Schönegg wird das Café zusammen mit der Firma Grimm betreuen. Als Nutzer der Coworking-Arbeitsplätze nannten Tobias Böhringer, Fabian Zanella und Carsten Paulmaier zum Beispiel Geschäftsreisende, Einzelunternehme, die bei ihrer Arbeit unter Leute kommen oder Spezialisten, die sich zum Beispiel für eine Eventorganisation austauchen möchten. Es gibt einen Besprechungsraum für maximal zehn Personen und - neu und einzigartig in Biberach - einen Raum für Podcast-Produktionen. Die Räume können auch all-inclusive mit Moderation und Verpflegung gebucht werden.
Im Second-Hand-Laden „trag’s weiter“ stehen Nachhaltigkeit und Ehrenamt im Mittelpunkt. Hier wird gespendete Markenware verkauft. Die Kunden schätzen Second-Hand-Kleidung und damit individuelle Mode die gleichzeitig Geld spart und nachhaltig ist, weiß Carolin Wedler, die für Organisation und Personalplanung zuständig ist. Nicht verkaufte Ware geht an rund 150 karitative Organisationen in 60 Ländern, vor allem in Südamerika, Afrika und im Nahen Osten, geliefert. Die Transportkosten werden durch die Verkaufserlöse gedeckt. Träger der Einrichtung ist die Arbeitsgemeinschaft Missions- und Entwicklungshilfe Laupheim, unterstützt von der Diakonischen Bezirksstelle Biberach und der katholischen Gesamtkirchengemeinde. 35 Ehrenamtliche engagieren sich wöchentlich, die älteste Helferin ist 81 Jahre alt und von Anfang an dabei, die Hälfte ist seit zehn bis elf Jahren im trag's weiter. Spender werden gebeten, saubere und möglichst saisonale Kleidung abzugeben, denn der Lagerraum ist begrenzt. Und wenn sie nicht nur zusammengeknüllt ist, kommt sie gerne in den Verkauf.
Der Weltladen verbindet Einkaufen mit sozialem Engagement und Nachhaltigkeit. Rund 20 Ehrenamtliche engagieren sich, unterstützt von wenigen hauptamtlichen Mitarbeitern des Trägervereins. Neue Helfer sind stets willkommen. Das Sortiment besteht zu 90 Prozent aus fair gehandelten Produkten, die Kleinbauern durch faire Preise und langfristige Lieferverträge unterstützen. So erhalten die Produzenten Sicherheit und bessere Lebensbedingungen. Bei Waren wie Kaffee, Tee und Schokolade sind faire Handelspraktiken besonders wichtig, erklärt Gisela Raunecker vom Team Weltladen, um Ausbeutung zu vermeiden. Zwei Drittel der Kakaobohnen stammen aus Ghana und der Elfenbeinküste, wo Kinderarbeit verbreitet ist. Ein Highlight im Weltladen ist „Fairafric“-Schokolade, die die vom Inhalt bis zur Verpackung komplett in Ghana hergestellt wird. Siegel wie GEPA oder El Puente garantieren die Fairness der Produkte, faire Kooperationen unterstützen soziale Projekte. Auch das Kunsthandwerk gewinnt an Bedeutung: Etwa Edelstahlschmuck, der auch für Allergiker geeignet ist, hergestellt von Frauen, die der Prostitution entkommen konnten. Oder praktische Filzsitzkissen aus neuseeländischer Schafwolle ohne qualvolles Mulesing.