20.03.2024

Sonderausstellung im Museum widmet sich der Freiwilligen Feuerwehr Biberach

Vier Einsatzabteilungen, 314 Mitglieder, 550 Einsätze im vergangenen Jahr: Die Freiwillige Feuerwehr Biberach leistet tagtäglich einen unverzichtbaren Beitrag zur Sicherheit aller. In diesem Jahr feiert eine der ältesten Feuerwehren des Landes ihren 175. Geburtstag. Das Museum würdigt dieses Jubiläum mit einer Sonderausstellung, die am 11. Mai eröffnet wird. Museumsleiter Frank Brunecker verspricht eine „familiengerechte Mitmach-Ausstellung“, die an historische Großbrände und Katastrophen in Biberach erinnert, originales Film- und Fotomaterial zeigt und authentisches Feuerwehrgerät präsentiert.
Frank Brunecker (v. l.), Florian Retsch und Sven Layer freuen sich auf die Sonderausstellung im Museum. Platz genommen haben sie auf dem ältesten Fahrzeug, das die Biberacher Feuerwehr beherbergt: ein Opel Blitz, Baujahr 1938. ; © Stadt Biberach

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Biberach beginnt am 11. September 1849. Ein Tag, an dem die Weichen für die Brandbekämpfung in den darauffolgenden Jahrzehnten gestellt werden.

Die Stadt hat ein für die damalige Zeit neuartiges Rettungsgerät bestellt. Ein Rettungsschlauch, der Menschen retten soll, denen der Fluchtweg aus den Obergeschossen brennender Gebäude abgeschnitten ist. Zwar sicherer als ein Sprungtuch, aber in der Handhabung schwierig, ein Steigertrupp muss den Schlauch an einem Fenstersims im Obergeschoss befestigen. Gefragt sind deshalb körperlich fitte Bürger – die Wahl fällt schnell auf die Biberacher Turngemeinde.

Nach anfänglichem Zögern erklären sich die Turner am 11. September 1849 bereit, die Bedienung des Rettungsschlauchs zu übernehmen. „Eine Entwicklung aus dem bürgerlichen Vereinswesen“, sagt Museumsleiter Brunecker. Und zugleich der Beginn des ersten Biberacher Pompiercorps, aus dem nach und nach die Freiwillige Feuerwehr entsteht.

Brunecker hat sich bereits vor 25 Jahren intensiv mit der Geschichte der Biberacher Feuerwehr auseinandergesetzt, auch zum 150. Geburtstag gab es eine Ausstellung. Nun laufen seit gut einem halben Jahr in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen der Feuerwehr die Planungen für die diesjährige Jubiläumsausstellung, die vom 11. Mai bis zum 13. Oktober im Museum zu sehen sein wird.

Aufbereitet wird darin auch der große Stadtbrand im August 1516. 106 Häuser fielen an nur einem Nachmittag dem Feuer zum Opfer. Fast die gesamte südliche Stadt, darunter auch der Hospital zum Heiligen Geist. „Es muss eine fürchterliche Situation gewesen sein“, so Brunecker, der sich anhand vier verschiedener Berichte mit dem Brand vor mehr als 500 Jahren befasst hat.

Die Häuser fast alle aus Holz gebaut, die Dächer mit Holzschindeln bedeckt, die Gebäude eng aneinander – der Versuch, der Flammen mit Wasser aus Eimern Herr zu werden, war vergeblich. Erst der sich gegen Mitternacht drehende Wind, so wird heute vermutet, verhinderte eine noch größere Katastrophe.

Wie durch ein Wunder gab es keine Todesopfer. Anders 1584, als der Kirchturm nach einem Blitzeinschlag brannte. Durch herabstürzende Steine und Balken kamen vier Menschen ums Leben, mehr als 30 Personen wurden verletzt.

Ausgehend von diesen dramatischen Ereignissen werden die Entwicklung der Brandbekämpfung und der Biberacher Feuerwehr erzählt. „Wichtig ist uns auch der Gedanke der Freiwilligkeit bei der Feuerwehr, der für Deutschland so spezifisch ist“, erklärt Brunecker. „Welches Erfolgsgeheimnis steckt hinter der Feuerwehr, die schon immer auf freiwilliger Basis funktioniert?“

In Biberach gebe es wahre „Feuerwehr-Familien“, die sich seit Generationen engagierten. Zu einer solchen gehört auch der Biberacher Abteilungskommandant Sven Layer. Er verweist auf die spannende Entwicklung des Löschwesens und mit welch einfachen Mitteln früher versucht worden sei, Brände zu bekämpfen. Eine Konstante über all die Jahrzehnte hinweg sei die herausragende Bedeutung des Miteinanders. „Das Wichtigste war und ist immer die Mannschaft und die Kameradschaft.“

Älteste erhaltene Feuerspritze

Ausgestellt wird auch historisches Gerät, beispielsweise die älteste erhaltene Biberacher Feuerspritze aus der Zeit um 1790, gebaut vom Biberacher Glockengießer Schmelz. Auch die Geschichte der kaum mehr bekannten Feuerwehr-Requisitenfabrik J.G. Lieb wird aufbereitet. Passend zum Jubiläum fand vergangenes Jahr eine mehr als 100 Jahre alte Leiter aus eben jener Fabrik den Weg zurück nach Biberach.

Die Freiwillige Feuerwehr Vacha aus Thüringen schenkte den Biberacher Kollegen die vermutlich im Jahr 1909 gekaufte Feuerleiter. „Die Leiter ist noch in einem sehr guten Zustand“, sagt Feuerwehrkommandant Florian Retsch. Sie könne bis zu einer Länge von zwölf Metern ausgefahren werden, was in der Ausstellung auch demonstriert werden soll.

„Wir machen aber keine Technik-Ausstellung“, sagt Frank Brunecker. „Der Schwerpunkt liegt auf menschlichen Geschichten und einem Porträt der heutigen Biberacher Feuerwehr.“ Der Museumsleiter hatte vor Monaten einen Aufruf gestartet, um Erfahrungsberichte für das Jubiläumsjahr zu sammeln. Viele Biberacherinnen und Biberacher hätten sich mit bewegenden Geschichten gemeldet, die in der Ausstellung vorgestellt und im Begleitbuch ausführlicher beschrieben werden.

Würdigung des Ehrenamts

„Die Dankbarkeit der Menschen gegenüber der Feuerwehr ist unglaublich groß“, sagt Brunecker. Egal ob bei der Rettung aus einem feststeckenden Fahrstuhl, beim Auspumpen vollgelaufener Keller oder beim Löschen von Bränden. Wobei Letzteres heutzutage nur noch einen geringen Teil der Einsätze ausmacht.

Florian Retsch bezeichnet die Feuerwehr deshalb auch gerne als „multifunktionale, semiprofessionelle Gefahrenabwehreinheit“.

Frank Brunecker ist es wiederum ein Anliegen, mit der Ausstellung nicht nur die historische Leistung der Feuerwehr zu würdigen, sondern vor allem auch die damit verbundene freiwillige und ehrenamtliche Arbeit der Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen. „Sie leisten unglaublich viel, das ist keine Selbstverständlichkeit.“